Historisches Urteil zum Schutz des Wattenmeeres
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Entscheidung des Haager Gerichts begrüßt, die Bauvorhaben des Energieunternehmens One-Dyas in der Nordsee mit sofortiger Wirkung zu untersagen. Mit diesem richtungsweisenden Erfolg, den die DUH zusammen mit der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland, der niederländischen NGO Mobilisation for the Environment (MOB) und der Stadt Borkum errungen hat, stellt sich die Organisation nun gegen weitere Ölförderprojekte auf Mittelplate im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, betont: „Die Entscheidung des Haager Gerichts ist ein Meilenstein im Engagement für den Klimaschutz und die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Sie sendet ein deutliches Signal aus, dass der Schutz des Wattenmeeres und anderer empfindlicher Ökosysteme vor kurzfristigen ökonomischen Interessen steht. Regierungen und Wirtschaftsunternehmen müssen sich nun der Bedeutung von Klima- und Umweltschutz als rechtliche Verpflichtungen bewusst werden. Dieses Urteil ebnet den Weg für eine Nordsee ohne umweltschädliche fossile Förderanlagen und den vollständigen Verzicht auf fossile Brennstoffe.“
Jürgen Akkermann, Bürgermeister von Borkum, erläutert: „Kürzlich erschütterten erneute Erdbeben den Landkreis Diepholz, wodurch Schäden an Gebäuden entstanden und Verunsicherung unter den Menschen ausgelöst wurde – verursacht durch nahe Erdgasgewinnung. Für Regionen, die auf Tourismus und Gesundheitsvorsorge angewiesen sind, wie die Ostfriesischen Inseln, sind solche Umweltbelastungen katastrophal. Das starke Signal aus Den Haag stellt eine bedeutende Weichenstellung für den Umwelt- und Küstenschutz der deutschen und niederländischen Inseln dar.“
Rechtsanwältin Bondine Kloostra begrüßt ebenfalls das Urteil: „Ein Teil der Genehmigung wurde aufgehoben, da die Gasbohrungen zu Stickstoffablagerungen in geschützten Naturbereichen führten. Dies verdeutlicht die Mängel im Umweltschutz in den Niederlanden. Es bleibt viel zu tun, um die Natur wirksam zu schützen und diese Schutzmaßnahmen rechtlich konsequent umzusetzen.“
Bernd Meyerer, Sprecher der Bürgerinitiative ‚Saubere Luft Ostfriesland‘, fügt hinzu: „Unsere Zusammenarbeit hat sich ausgezahlt. Dieser Erfolg war nur durch das gemeinsame Engagement und die fachliche Zusammenarbeit verschiedener Organisationen möglich. Wir setzen uns weiterhin für den Naturschutz ein und fordern nun die endgültige Ablehnung der Genehmigungen durch das deutsche LBEG sowie den Schutz der neu entdeckten Riffbereiche durch die deutschen Naturschutzbehörden.“
Stijn van Uffelen von der NGO ‚Mobilisation for the Environment‘ merkt an: „Dies ist ein Sieg sowohl für die Natur als auch für die Gerechtigkeit. Fossilenergieunternehmen können nicht einfach weitermachen wie bisher. Sie müssen sich an Umweltgesetze halten. Es bleibt allerdings ein bitterer Nachgeschmack, da die Diskussion um neue Bohrungen fortbesteht, obwohl die Regierung sich eigentlich vom Fossilenergiegebrauch distanzieren will. Es ist unverständlich, warum neue Bohrungen noch immer nicht generell verboten sind.“
Die DUH und andere Umweltorganisationen hoffen, dass dieses Urteil auch zukünftig den Schutz der Nordsee und anderer Meeresregionen sowie die Einhaltung von Klimazielen verstärkt.
Hintergrund:
One-Dyas plante mit einer neuen Förderplattform ein Gasfeld in der Nordsee zu erschließen, das sowohl in der niederländischen als auch in der deutschen Nordsee liegt. Die Plattform befindet sich unweit der deutschen Seegrenze und in direkter Nähe des Wattenmeeres sowie mehrerer Natura-2000-Gebiete. Umweltverbände warnen, dass die Erdgasförderung in diesem empfindlichen Ökosystem den Artenschutz gefährdet und den Klimazielen widerspricht. Auch für die Insel Borkum stellt dies eine konkrete Bedrohung dar. Die jährliche Fördermenge, die selbst unter optimalen Bedingungen weniger als 0,7 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs ausmacht, steht in keinem Verhältnis zu den drohenden CO2-Emissionen von bis zu 65 Millionen Tonnen, sollten die Förderpläne des Konzerns umgesetzt werden.
Text basiert auf einer Pressemitteilung von: Deutsche Umwelthilfe e.V.