„Spielzeug und Frischhaltedosen, Autoteile und Wegwerfgeschirr: Kunststoffe finden sich vielfältig in unserem Alltag und werden zu wenig nachhaltig in Kreisläufen genutzt“, so Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer, „noch immer landet viel zu viel Plastikmüll in der Umwelt – und im Meer. Das ist leider Realität. Wir müssen dringend weiter daran arbeiten, das zu ändern.“
Denn mit Blick auf den Müll steht es nicht überall gut um die Nordsee: Auf dem Meeresboden der Nordsee liegen Tausende Kubikmeter Müll, auf 100 Metern Strand wurden zuletzt 205 Müllteile gefunden. „Der Großteil ist nach wie vor Plastik. Das belastet nicht nur die Natur, sondern insbesondere die Tierwelt“, so der Umweltminister. „So sind die Mägen angespülter, toter Eissturmvögel zur Hälfte voll mit Plastikpartikeln.“ Circa 800 Tierarten leiden nachweislich unter den Müllbergen – eine Million Vögel und etwa 100.000 Säugetiere sterben dadurch jährlich weltweit.
Eine „traurige Bilanz“, so Meyer, mit der sich der „Runde Tisch Meeresmüll“ am (heutigen) Donnerstag im Umweltministerium beschäftigt hat. Viele Expertinnen und Experten aus Behörden, Kommunen, Umweltverbänden, Industrie, Wirtschaft, Schifffahrt, Fischerei und Bildung haben dabei ihren Fokus auf das Thema Mikroplastik gelenkt. Denn Probleme mit Plastikmüll und Plastikprodukten beschäftigen immer wieder die Öffentlichkeit. So wurde im Januar über eine Plastik-Pellet-Schwemme an der spanischen Atlantikküste berichtet. Ein Schiff hatte Container mit diesen Vorprodukten verloren. Spezialfirmen und viele freiwillige Helfende waren an den aufwändigen Strandreinigungen beteiligt. Container-Havarien gibt es auch immer wieder vor der Nordseeküste. „Ich begrüße es daher sehr, dass der Runde Tisch das Thema Mikroplastik aktuell zum Schwerpunkt gemacht hat“, so Umweltminister Meyer.
Durch den Runden Tisch Meeresmüll wurde bereits eine Vielzahl von Maßnahmen der europäischen Meeresstrategie (MSRL) unterstützt und vorangetrieben. Die Aktualisierung der nationalen Maßnahmen erfolgt jährlich und erfolgte auch jetzt gerade wieder durch die Kennblattpaten. Der Runde Tisch Meeresmüll gilt daher als wegweisender Ansatz, der für die deutsche Nord- und Ostsee alle wichtigen Akteure an einen Tisch holt. Auch international hat die interdisziplinäre Idee große Beachtung erlangt und gilt als Best-Practice Ansatz. „Unser Monitoring an der Nordsee zeigt einen positiven Trend, das heißt die Situation verbessert sich teilweise und es landet weniger Müll im Meer als in den vergangenen Jahren“, so der Umweltminister. „Dennoch erfordert die globale Vermüllung der Meere ein koordiniertes und kontinuierliches Handeln. Es bleibt daher richtig und wichtig, dass der Runde Tisch Meeresmüll ganz regelmäßig alle wichtigen Akteure zusammenbringt, für dieses Engagement danke ich sehr. Denn: Es bleibt noch viel zu tun.“
Zum Hintergrund:
Der Runde Tisch Meeresmüll wurde 2016 auf Initiative des Niedersächsischen Umweltministeriums, des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes gegründet. Alle drei Institutionen üben weiterhin gemeinsam die Schirmherrschaft aus. Das Gremium besteht aus rund 130 Expertinnen und Experten aus Fischerei, Schifffahrt, Industrie (Kunststoff, Kosmetik, Reifen), Einzelhandel, Wissenschaft, Bildung, Tourismus, Umweltverbänden, Behörden, Politik und Kunst. Der Runde Tisch Meeresmüll unterstützt die Umsetzung nationaler Maßnahmen gegen Meeresmüll und dient als Informationsplattform aller relevanten Interessengruppen.
Meeresmüll an den deutschen Küsten – Ein wachsendes Problem für die Zukunft
Die Verschmutzung der Meere durch Müll ist längst kein entferntes Problem mehr. Immer häufiger gelangt Plastik und anderer Abfall in die Ozeane, wo er eine zunehmende Bedrohung für die Umwelt und die Meereslebewesen darstellt. Doch auch die deutschen Küsten sind von diesem weltweiten Phänomen betroffen. In den kommenden Jahren könnte Meeresmüll zu einem immer größeren Problem werden. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung und warum ist es so wichtig, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen?
Die Ursachen des Meeresmülls
Ein wesentlicher Faktor für die Zunahme von Meeresmüll sind die globalen Konsumgewohnheiten. Plastikverpackungen, Flaschen und Tüten gehören mittlerweile zum Alltag. Leider landet ein Großteil dieses Abfalls nicht in den richtigen Entsorgungseinrichtungen, sondern wird achtlos in die Umwelt geworfen. Besonders problematisch ist, dass Plastik nicht biologisch abbaubar ist. Es zerfällt zwar in kleine Partikel, doch diese Mikroplastikpartikel bleiben in der Umwelt und können von Tieren aufgenommen werden.
Ein weiterer Grund ist der Schiffsverkehr. Container- und Frachtschiffe transportieren täglich riesige Mengen an Waren über die Meere. Doch dabei kann es immer wieder zu Verlusten von Containern oder Einzelteilen kommen, die dann im Ozean landen. Auch die illegale Entsorgung von Abfällen durch Schiffe ist ein oft übersehenes Problem, das zur Verschmutzung beiträgt.
Wie Meeresmüll die deutschen Küsten bedroht
Obwohl Deutschland keine Inselnation ist, sind die deutschen Küsten dennoch von der Verschmutzung der Meere betroffen. Besonders die Nord- und Ostsee sind durch Strömungen mit Meeresmüll aus anderen Regionen des Nordatlantiks verbunden. Der Müll, der auf den weiten Ozeanen schwimmt, landet über die Jahre hinweg auch an den Küsten der deutschen Inseln und des Festlands.
Ein konkretes Beispiel hierfür sind die Strände auf Sylt, Föhr oder Usedom, die immer wieder von Plastikabfällen überschwemmt werden. Diese Verschmutzungen sind nicht nur ästhetisch problematisch, sondern auch ein echter Umweltrisiko. Müll wie Flaschen, Tüten und Fischernetze gefährden Tiere, die sich in den Abfällen verfangen oder sie fälschlicherweise als Nahrung aufnehmen.
Zudem haben die Küstenregionen eine besondere Bedeutung für das Ökosystem, da sie Brutstätten und Lebensräume für zahlreiche Arten darstellen. Der zunehmende Müll in den Meeren könnte langfristig die Artenvielfalt in den deutschen Küstenregionen gefährden. Besonders in den Nationalparks der Nord- und Ostsee ist die Verschmutzung des Meeres eine große Herausforderung für die Natur.
Mikroplastik – Das unsichtbare Problem
Ein weiteres, häufig unterschätztes Problem ist Mikroplastik. Plastikpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind, können sich nicht nur in den Meeren anreichern, sondern gelangen auch in die Nahrungskette. Fische und andere Meereslebewesen nehmen Mikroplastikpartikel auf, die dann über den Verzehr auch in die menschliche Ernährung gelangen können.
In den deutschen Küstengewässern wurde bereits Mikroplastik in Fischen, Muscheln und anderen Meerestieren nachgewiesen. Das bedeutet, dass der Mensch indirekt mit diesen Plastikpartikeln in Kontakt kommt. Langfristig könnte dies Auswirkungen auf die Gesundheit haben, da sich Mikroplastik auch in den Organismen anreichern kann.
Auswirkungen auf den Tourismus
Neben den ökologischen Folgen hat der Meeresmüll auch direkte Auswirkungen auf den Tourismus. Die deutschen Küstenregionen ziehen jedes Jahr Millionen von Touristen an. Doch Strände, die mit Müll übersät sind, wirken abschreckend auf Besucher. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte dies zu einem Rückgang des Tourismus führen. Besonders für Küstenorte, die stark vom Fremdenverkehr abhängig sind, wäre dies eine ernsthafte Bedrohung.
Doch nicht nur der Müll auf den Stränden ist ein Problem. Auch die Verschmutzung des Meeres beeinträchtigt die Möglichkeit von Wassersportarten wie Segeln, Tauchen und Schwimmen. Wenn die Meere immer stärker von Abfällen überschwemmt werden, könnte dies das Image der deutschen Küsten als saubere Urlaubsziele beeinträchtigen.
Lösungsansätze und Prävention
Es ist dringend notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verschmutzung der Meere einzudämmen. Dies betrifft nicht nur die Reduktion des Plastikverbrauchs und die Verbesserung der Entsorgungssysteme, sondern auch verstärkte Aufklärung und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Müllsammelaktionen an den Stränden können helfen, einen Teil des Mülls zu entfernen, doch dies ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Langfristig müssen auch politische Entscheidungen getroffen werden. Hierbei geht es darum, strengere Vorschriften für den Schiffsverkehr zu etablieren und die illegale Entsorgung von Abfällen zu unterbinden. Auch Unternehmen sollten ihren Teil dazu beitragen, weniger Einwegplastik zu produzieren und Recycling zu fördern.
Fazit: Die Zeit zum Handeln drängt
Meeresmüll ist ein Problem, das in den kommenden Jahren immer gravierender werden könnte – auch an den deutschen Küsten. Die Auswirkungen auf die Umwelt, die Tierwelt und den Tourismus sind erheblich. Es ist daher wichtig, dass sowohl die Politik als auch die Gesellschaft entschlossen handeln, um den Meeresmüll zu reduzieren und die Küstenregionen für die kommenden Generationen zu bewahren.