Robben-Refugium: Sichere Oasen für Meeressäuger auf Sylt
Die raue Schönheit des Sylter Nordens offenbart sich nicht nur in der einsamen Weite des Ellenbogens, sondern auch in einer einzigartigen Initiative zum Schutz der heimischen Robbenpopulation. Seit nunmehr zwei Jahren gibt es in den Wintermonaten eine geschützte Zone, die Kegelrobben und Seehunden ungestörte Rast ermöglicht. Ein innovativer Ansatz zur schnellen Meldung von Meeressäugern außerhalb dieser Zone ist die neu eingeführte „Robben-App“.
Der Norden Sylts, speziell der Ellenbogen, strahlt in den Wintermonaten eine besondere Ruhe aus. Wenige Spaziergänger durchstreifen diese abgeschiedene Region, die im Winter fast menschenleer erscheint. Hier herrschen nichts als Wind und Wellen – und eine handvoll Seehunde sowie Kegelrobben, die sich in einem geschützten Areal niedergelassen haben. Ein Bereich von etwa 100 mal 25 Metern, der von Naturschutzbotschafterin Charlie Esser, Seehundjäger Thomas Diedrichsen und der Naturschutzgemeinschaft Sylt eingerichtet wurde. „Seit Ende Oktober rasten hier täglich bis zu zwanzig Seehunde. Und da“, Esser blickt durch ihr Fernglas, „zwei Kegelrobben sind auch dabei.“
Erfolgreiche Schutzzone in List auf Sylt
Die Schutzzone am Ellenbogen hat sich in den letzten beiden Wintern bewährt und wird auch in diesem Jahr wieder geschätzt. „Die Tiere haben das Angebot auf dem Ellenbogen innerhalb weniger Tage angenommen“, sagt Thomas Diedrichsen, einer der Seehundjäger auf Sylt. In der stürmischen Wurfsaison der Kegelrobben und bei starkem Seegang ist es besonders wichtig, den Tieren einen ruhigen Rückzugsort im Winter zu bieten. „Ein geringer Aufwand mit großer Wirkung“, so Diedrichsen. An anderen Strandabschnitten, wie der Hörnum-Odde, werden während der Wintermonate regelmäßige Kontrollen durch die Schutzstation Wattenmeer und die Seehundjäger durchgeführt. „Sollten erschöpfte oder verletzte Tiere auftreten, wird eine flexible Schutzzone eingerichtet“, erklärt Charlie Esser. Idealerweise sollen sich die Tiere jedoch an bestimmte Strandabschnitte gewöhnen, vorzugsweise an den bereits abgesperrten Bereich am Ellenbogen. Hier können die Meeressäuger aus sicherer Entfernung beobachtet werden. Es ist wichtig, stets genügend Abstand zu halten (mindestens 50 Meter, bevorzugt 200 Meter), Hunde anzuleinen und die Tiere in Ruhe zu lassen.
Richtiges Verhalten bei Meeressäugern am Strand
Die Anwesenheit von Seehunden und Kegelrobben an den Küsten von Sylt ist bekannt, ebenso ihre regelmäßigen Strandbesuche zur Ruhe. Doch was tun, wenn man auf gestrandete Meeressäuger trifft? Thomas Diedrichsen schätzt, dass durchschnittlich etwa 800 Tiere jährlich an den Küsten von Sylt stranden. Dazu gehören Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale, und in seltenen Fällen sogar ein toter Orka oder Blauhai. „Das oberste Gebot ist, die Tiere in Ruhe zu lassen“, betont der erfahrene Seehundjäger. „Sie können beißen, und es gibt Krankheiten, die auf den Menschen übertragbar sind.“ Die Tiere ins Wasser zurückzudrängen, könnte ihnen im schlimmsten Fall schaden. Sie mit Wasser zu besprühen, hat keinen Nutzen. „Seehunde und Kegelrobben haben keine Kiemen; sie sind Lungenatmer. Das Einzige, was man tun kann, ist: Finger weg, ausreichend Abstand halten und den Fund melden.“ Dies kann bei der Polizei, der Schutzstation Wattenmeer, der Seehundstation Friedrichskoog oder am besten über die neue „Robben-App“ der Nationalpark Service gGmbH erfolgen.
Neue Robben-App für schnelle Fundmeldungen
Die „Robben-App“ ermöglicht es, verlassene Seehundjunge oder gestrandete Schweinswale präzise zu melden. Durch die Standortfunktion des Smartphones können die genaue Fundstelle und der Zustand des Tieres an die zuständigen Stellen übermittelt werden. Neben der Meldefunktion bietet die App auch wissenswerte Informationen über die Fauna in Nord- und Ostsee sowie wichtige Hinweise für den Umgang mit Fundtieren. Die kostenfreie App ist auf den gängigen Plattformen verfügbar.
Tipp: Interessierte, die Seehunde und Kegelrobben im Winter vom Schiff aus beobachten möchten, können dies mit den Adler-Schiffen tun. Die Schiffe fahren zweimal täglich vom 27. Dezember bis 5. Januar von Hörnum zu den Ruheplätzen der Seehunde im Weltnaturerbe Wattenmeer.
Beitrag basiert auf einer Pressemeldung von: Sylt Marketing GmbH