Der Bremer Roland
Die steinerne Rolandfigur auf dem Vorplatz des Bremer Rathauses zählt heute zu den bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde 1404 errichtet und ersetzte eine hölzerne Rolandfigur, die im Jahr 1366, auf Geheiß des Erzbischofs Albert II, von Söldnern niedergebrannt wurde. Der Legende nach stellt die Figur Ritter Roland dar, einem Gefolgsmann (in anderer Erzählweise ist es gar der Neffe) von Kaiser Karl dem Großen, der sich durch besondere Klugheit und Tapferkeit auszeichnete. Seit 1973 steht die Bremer Rolandfigur unter Denkmalschutz. 2004 wurde sie gemeinsam mit dem Rathaus zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Mit der Ausführung und Errichtung des neuen und steinernen Rolands im Jahr 1404, wurden vom Bremer Rat die beiden Steinmetze Claws Zeelleyher und Jacob Olde beauftragt. Für ihre Mühen erhielten sie einen Betrag von 170 Bremer Mark. Die Figur weist eine Höhe von 5,47 Metern auf, welche auf einem 60 Zentimeter hohen Podest steht. Gestützt wird sie durch einen Pfeiler im Rückenbereich, der wiederum von einem ornamentierten Baldachin gekrönt ist. Insgesamt erreicht das Denkmal eine Höhe von 10,21 Metern und ist damit zugleich einer der höchsten freistehenden Statuen aus dem deutschen Mittelalter. Die Statue selbst besteht aus Elmkalkstein, während die Pfeiler aus Sandstein gefertigt wurden. Ursprünglich war die Figur farblich koloriert, die aber im 18. Jahrhundert durch einen einheitlichen grauen Farbauftrag ersetzt wurde. Wiederum einige Zeit später, entschied man sich für eine noch sparsamere Kolorierung, die zum Teil auch den Stein sichtbar werden ließ. In den Jahren 1983 und 1984 unterzog man die Statue einer gründlichen Restaurierung, in welcher der Kopf der Statue durch eine originalgetreue Kopie ersetzt wurde. Der Originalkopf befindet sich heute im Focke-Museum
Die mittelalterliche Symbolsprache
In mehreren deutschen Städten sind gleichfalls Rolandfiguren noch erhalten gebleben. Im Mittelalter verkörperten sie symbolisch die Freiheit der Städte, in denen die Marktrechte ohne weltliche oder kirchliche Herren frei ausgeübt wurden. Das man notfalls auch bereit war, diese erbittert zu verteidigen, zeigen der Harnisch sowie das Schwert und Schild. Im Fall des Bremer Roland ist der gewählte Standort der Statue ebenso ein Ausdruck der mittelalterlichen Symbolsprache. Denn nicht umsonst steht die Rolandfigur „vor“ dem zeitgleich errichteten Rathaus (dem Schaltzentrum einer unabhängigen Stadtpolitik) und in Blickrichtung zum Dom, dessen Repräsentant, der Erzbischof, die Reichsfreiheit der Stadt Bremen lange Zeit absprach. Allerdings ist diese Art der Interpretation bezüglich ihrer Ausrichtung und Symbolik, bei einigen Historikern heute sehr umstritten.
Längenmaß oder nicht?
Genauso umstritten ist heute die Frage, inwieweit die beiden Kniespitzen den wirklichen Abstand eines Normmaßes einer Bremer Elle von 55,372 Zentimeter wiedergeben oder nicht. Nach einer älteren Interpretation konnten so die mittelalterlichen Händler überprüfen, ob die angebotene Ware diesem Längenwert entsprach. Tatsächlich sind in der Nähe von einigen mittelalterlichen Marktplätzen solche Maßmarkierungen an Rathäusern oder Kirchportalen bis heute erhalten geblieben. Dagegen fehlt allerdings bis heute jeglicher historischer Beweis, ob solche Maßwerte auch an Bildwerken integriert wurden. Aus diesem Grund bleibt die Idee, bei welcher die beiden Kniespitzen des Bremer Rolands zur Längenmaßüberprüfung herangezogen wurden, bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine unbewiesene Hypothese.