Die neue Rote Liste der Meeresfische zeigt alarmierende Entwicklungen in den deutschen Meeresgebieten. Besonders dramatisch: Der Hundshai gilt nun als vom Aussterben bedroht. Insgesamt sind 23,8 % der bewerteten Arten ausgestorben, bestandsgefährdet oder extrem selten.
Stechrochen offiziell ausgestorben
Erstmals wurde der Stechrochen in Deutschland als ausgestorben eingestuft. Seit 1980 fehlt jeder Nachweis der Art in den heimischen Gewässern. Damit verschwindet eine weitere faszinierende Fischart aus Nord- und Ostsee.
Hundshai in akuter Gefahr
Besonders düster sieht es aktuell für den Hundshai aus. Seine Bestände sind so stark zurückgegangen, dass die Art nun als vom Aussterben bedroht gilt. Auch der Kleine Scheibenbauch befindet sich in dieser höchsten Gefährdungskategorie. Weitere sechs Arten, darunter Dornhai und Europäischer Aal, gelten als stark gefährdet.
Seepferdchen häufiger gesichtet
Eine kleine positive Nachricht gibt es dennoch: Das seltene Kurzschnäuzige Seepferdchen wird seit 2020 häufiger an der Nordseeküste beobachtet. Allerdings bleibt die Datenlage insgesamt unzureichend, weshalb die Art offiziell in der Kategorie „Daten unzureichend“ geführt wird.
Leichte Entspannung bei der Gesamtbilanz
Trotz der bedrohlichen Entwicklung einzelner Arten gibt es auch Lichtblicke. Die Gesamtzahl ausgestorbener oder bestandsgefährdeter Arten ist leicht gesunken und liegt aktuell bei 12. So konnte sich beispielsweise der Bestand des Nagelrochens erholen – er steht nun auf der Vorwarnliste statt in der höchsten Gefährdungskategorie.
Klimawandel verschiebt Fischbestände
Ein weiterer Trend bereitet Sorgen: Die steigenden Wassertemperaturen verändern die Verbreitung vieler Fischarten. Während der Bestand des kälteliebenden Kabeljaus in der Nordsee deutlich zurückgeht, nimmt der Bestand des wärmeliebenden Wolfsbarsches stark zu.
Prof. Dr. Ralf Thiel, Hauptautor der Roten Liste, warnt: „Der Klimawandel verändert die Verteilung der Arten massiv und wirkt sich spürbar auf die Bestandsgrößen aus.“
Deutschlands besondere Verantwortung
Deutschland trägt laut der aktuellen Roten Liste eine erhöhte Verantwortung für den Erhalt von sieben Arten, darunter der Europäische Aal und die Holzmakrele.
Schutzgebiete als Schlüsselmaßnahme
Neben einem nachhaltigen Fischereimanagement sind sichere Rückzugsgebiete essenziell für den Schutz bedrohter Fischarten. In den marinen Natura 2000-Gebieten in der ausschließlichen Wirtschaftszone sowie in Küstenbereichen von Nord- und Ostsee wurden bereits erste Schutzmaßnahmen umgesetzt.
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm betont: „Die Meeresnatur braucht dringend Rückzugsräume. Nur so haben Fischpopulationen und bedrohte Arten eine Chance auf Erholung.“